Dienstag, 9. November 2010

Deutscher Internet-Versandhandel muss noch viel lernen!

Eine Glosse von Roman Stadtmüller

Ist Ihnen das auch schon passiert? Irgendwann brauchen Sie als Resident in Spanien mal irgendeine Sache, sagen wir ein besonderes Medikament, das Sie in Spanien trotz intensiver Bemühungen nicht bekommen, das aber in Deutschland in jeder Apotheke zu haben ist. Kein Problem, denken Sie und machen sich an die Arbeit. Diese Arbeit besteht darin, sich bei Google oder Yahoo auf die Suche nach dem bewussten Medikament zu machen. Schnell wird eine Versandapotheke gefunden, die das Mittel auf Lager hat und sofort liefern kann. Falls Sie bei dieser Apotheke noch nie etwas bestellt haben, also kein Kunde sind, müssen Sie sich mit Ihren persönlichen Daten anmelden. Das vorgefertigte Formular, lässt sich online leicht ausfüllen, kein Problem. Schon etwas problematischer sind da die Fragen, ohne deren Beantwortung Sie kein Kunde dieser Apotheke werden können. Aber eine Versand-Apotheke ist ja ein seriöser Betrieb, denken Sie und füllen alles brav aus. Danach bekommen Sie vielleicht sofort die Bestätigung per mail, dass Sie jetzt Kunden sind und Bestellungen unter der Nummer XY vornehmen können. Prima, denken Sie, bestell ich doch gleich mein Medikament! Gesagt, getan. Wieder geben Sie etwas von sich preis, nämlich die Zahlen Ihrer Kreditkarte, weil man bei dieser Apotheke bei Lieferungen ins Ausland nur mit Kreditkarte zahlen kann, und das im voraus, versteht sich. Nachdem der Bestellvorgang abgeschlossen ist, alle Daten abgegeben wurden, dauert es ein paar Sekunden und dann kommt als Antwort: "Es tut uns sehr leid, aber dieses Medikament liefern wir aus Wettbewerbsgründen nicht nach Spanien!"

Wenn Ihnen jetzt schon die Galle hochkommt, weil der Händler natürlich Ihre sämtlichen Daten hat, mit denen er anfangen kann, was er will und Sie in die Röhre gucken, sollten Sie abwarten, was Ihnen so alles auch bei anderen Versandhändlern passieren kann. Da liefert so mancher Händler nämlich überhaupt nur ins deutschsprachige Ausland, als da sind: die Schweiz und Österreich. Wieder ein anderer liefert nur, wenn der Rechnungsbetrag mindestens 50 Euro beträgt und Sie außer den Versandkosten auch noch die Verpackung als Standardpäckchen bezahlen. Den Vogel schoss aber ein Versandhändler ab, als er von mir eine eidestattliche Erklärung haben wollte, dass ich kein Wiederverkäufer in Spanien sei. Dem habe ich was gehustet, meine Bestellung sofort storniert und meinen Schwager gebeten, mir den Gegenstand (ein besonderes Autoteil) zu beschaffen. Hat er auch getan, nach drei Tagen hatte ich das Päckchen hier und er hatte das Geld auf seinem Konto.


Ich kann ja noch verstehen, wenn ein Versandhändler nicht unbedingt nach Honolulu liefern will, aber nicht nach Spanien, ins gemeinsame Europa? Etwa wegen der Sprachprobleme? Hat wohl noch nie was von der Google-Übersetzungsmatrix gehört, der gute? Erst als ich mal einen Versandhändler, der nicht nach Spanien liefern wollte, angerufen habe und ihn nach dem "Warum" fragte, merkte er, dass ich Deutscher und kein Spanier bin. "Also, wenn das so ist", sagte er, "kann ich Ihnen alles nach Spanien liefern, wenn Sie im voraus bezahlen." Na also, geht doch!

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